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Kirchhof St.Katharinen

Neugestaltung des St.Katharinen Kirchhofs 

Hamburg Altstadt 
Bauherr: Hauptkirche St.Katharinen
Fertigstellung: 2023

Umgestaltung des St.Katharinen-Kirchhofes

Unter einem der schönsten Kirchtürme Hamburgs, der mit seinem barocken Helm seit Jahrhunderten das Stadtbild prägt, liegt der Katharinenkirchhof. Wer von der Innenstadt in die Speicherstadt oder HafenCity möchte, überquert ihn, wer eine Pause mit Blick auf das                UNESCO Welterbe machen will, wählt dafür die Rundbank unter seiner Platane. Jeden Dienstag versammeln sich hier zahlreiche Nachbarn zum Mittagsimbiss auf dem Wochenmarkt, jeden Sommer wird hier ein großes Stadtteil- und Gemeindefest gefeiert. 

Gerne wird der Hof auch als "Kirchraum-Erweiterung" genutzt. Natürlich fungiert er als eine Art Empfangshalle unter freiem Himmel. Den ersten Schritt in die Kirche unternimmt man auf dem Platz. Veranstaltungen beginnen in der Kirche und enden draußen oder umgekehrt. Im Winter kommt manchmal ein kleiner Weihnachtsmarkt hinzu. Der Kirchhof dient zugleich als Bindeglied zwischen den Stadtteilen, zum Verweilen für Nachbarn, Arbeitende und Touristen, als Ort für zwanglose Begegnung und als Empfangsplatz der Gemeinde. Er steht im wahrsten Worte, allen offen.

Um all diesen Nutzungen gleichermaßen und noch besser gerecht zu werden, wurde barrierefreier und einladender gestaltet. Schon beim Betreten sollen sich Passant und Besucher in St. Katharinen willkommen fühlen. Hierfür wurden folgende Maßnahmen ergriffen.

Maßnahmen

1. Verlegung der Parkplätze an den Rand des Kirchplatzes
Zur Finanzierung der Arbeiten ist die Kirche darauf angewiesen, die Räume inkl. Kirchhof zu vermieten. Leider verwandelt dies den westlichen Kirchplatz werktags zu einem unschönen Parkplatz. Bisher verteilen sich die Autos nahezu über den ganzen Bereich. Um das Passieren des Hofes zu erleichtern, sowie seine Ästhetik und Aufenthaltsqualität zu erhöhen, werden die Parkplätze an den Rand des Kirchplatzes verlegt. Dafür ist es notwendig, sowohl die vorhandenen Beete als auch die Einfahrt auf dem Westkirchhof umzugestalten. Dabei berücksichtigen alle Maßnahmen sowohl den Schutz des historischen Großpflasters wie auch die auf dem Hof bereits vorhandenen Bepflanzung. 

2. Neueinfassung der Beete mit Cortenstahl 
Um am westlichen Kirchhof-Rand Raum für die PKW-Plätze zu gewinnen, werden die vorhandenen Waschbeton-Winkelstützen teilweise entfernt. Ersetzt werden sie durch Beet-Umfassungen aus ca. 3 mm dickem und 3 x gekantetem Cortenstahl (vorpatiniert), welches sich gut wellig formen lässt. Mit einer geschwungenen Gestaltung der Beet-Einfassung soll ein Bezug zum einst hier verlaufenen Katharinenfleet hergestellt werden. Verbleibende Winkelstützen werden mit passenden Cortenstahl-Blechen verkleidet. Die Beet-Umfassungen erstrecken sich über den westlichen und südlichen Kirchhof (Westhof ca. 60 cm, Südhof ca. 35 cm hoch) und werden ca. 10 cm erhöht, um eine höhere Erdüberdeckung der Baumwurzeln zu ermöglichen.

3.  Revitalisierung der Platanen und weitere Bepflanzung 
Das vorhandene Erdreich wird um 10 cm aufgefüllt, gelockert und gedüngt. Ein Bewässerungssystem wird verlegt, um für die neue, üppigere Grünanlage beste Voraussetzungen zu schaffen. Zur Berankung der Einhausungen und als Sichtschutz an der Grundstücksgrenze werden Kletterpflanzen wie Kletterhortensien und Immergrüne Geißschlinge gepflanzt. Blaue Waldblumen wie Englisches Hasenglöckchen und Frühlings-Gedenkemein wurden als Bodendecker für die Beet-Flächen ausgewählt, da sie gut an schattigen Orten gedeihen und an das damalige Fleet-Wasser an dieser Stelle erinnern. 

4. Schaffung barrierefreier Zugänge 
Ein wesentliches Ziel der Kirchhof-Umgestaltung ist die Verbesserung seiner Begehbarkeit. Der vorhandene Altpflasterbelag ist über die Jahrzehnte immer unebener geworden. Insbesondere für Rollatoren, Kinderwagen oder Rollstühle bedeutet dies ein erschwertes Fortkommen. Um hier Abhilfe zu schaffen, sollen 7 x ca.1,08 m breite Wege verlegt werden, die strahlenförmig zu den Kircheingängen verlaufen. Für den Westplatz sind vier, für den Südplatz drei Wege geplant, die sich an den Laufrichtungen der Passanten und Besucher orientieren. 

Dabei wird die Steinoberfläche kugelgestrahlt, die Pflastersteine werden mit gebrochenen Kanten verlegt. Auf diese Weise sind die Wege rutschfest und radschonend zugleich. Die neuen Steine vom Format ca. 20 x 14 cm werden in eine ungebundene Bettung verlegt und können so gut in das vorhandene Großsteinpflaster eingearbeitet werden. Das weitere historische Pflaster bleibt unbearbeitet. Um die Wirkung von Lichtstrahlen anzudeuten, die über den Platz leuchten, wurde ein heller, feinkörniger, grau-gelber Granodiorit-Naturstein ausgesucht.
Auch der Übergang zwischen beiden Plätzen wird gestärkt, indem die Rampe und die Stufenanlage zwischen den Süd- und Westhöfen ertüchtigt wird. Damit der Zugang für Passanten auf den Westhof noch einladender wird, ist zudem eine Umbaumaßnahme im Bereich der Turmportal-Achse geplant.

5. Umgestaltung der Zufahrt auf dem Westhof
Im Bereich der Turmportal-Achse ist aufgefallen, dass die vorhandene rote „Parkplatz-Schranke“ für Fußgänger und Rollstuhlfahrer eine nicht unerhebliche Barriere auf dem Weg zum Haupteingang darstellt. Die Schranke soll daher abmontiert und weiterverkauft werden. Die bisherige Gehwegüberfahrt bleibt für anliefernde LKW und die Feuerwehr als Zufahrt nutzbar und wird mit abschließbaren, klappbaren Pollern versehen.
Eine neue PKW-/Gehwegüberfahrt ist ca. 9 m weiter nördlich beantragt. Der dort vorhandene Dataport-Deckel sowie das dortige Pflaster inkl. Unterbau sind für diesen Zweck geeignet und müssen nicht neu verlegt werden. Hier soll ein zierlicher, elektrisch gesteuerter Kettenabsenker als sichtbare, aber weniger massive Zufahrtssperre installiert werden. Für diese Maßnahme müssen einige vorhandene Stein-Poller entfernt und Fahrradbügel auf öffentlichem Grund versetzt werden. 

6. Errichtung von Fahrrad- und Abstellboxen
Die dringend benötigten Einhausungen für Fahrräder und Geräte resp. Möbel, die in den kirchlichen Räumlichkeiten nicht untergebracht werden können, werden an dem Übergang zwischen Süd- und Westhof errichtet, eingebettet in die dortige Grünanlage. Die Boxen werden aus Stahlrahmen, verkleidet mit ca. 3 mm dicken Stahlplatten, gefertigt. Stahlrahmen-Türen aus Eichenholz-Brettern und Cortenstahlplatten bilden die Ansicht zum Hof. Seitlich und oben verlaufende Rankgitter, mit gewebtem Muster in Anlehnung an das Galeriegeländer in der Kirche, führen die neuen Kletterpflanzen. Alle Stahlteile (außer dem Cortenstahl) sind feuerverzinkt und pulverbeschichtet. Der Fußboden wird aus einem einfachen Plattenbelag im Sandbett schonend über die Baumwurzel-Netze verlegt und im Boden verankert. Für Besucher werden neue Fahrradständer installiert. 

7. Einhausung von Müllcontainern
Um die wenig attraktiven Entsorgungsbehältnisse auf dem Südkirchhof zu „verstecken“, werden möglichst weit unter der vorhandenen Eiben-Reihe drei neue Müllcontainer errichtet und passend zu den Fahrrad-Einhausungen verkleidet und berankt.

8. Erneuerung der maroden Rundbank
Die beliebte, aber leider äußerst marode, abgängige Rundbank unter der Platane auf dem Südhof wird durch eine neue Sitzbank im ähnlichen Stil ersetzt. Im Zuge dieser Maßnahme wird das vorhandene, verworfene Pflaster um den Baum neu gesetzt.

9. Verbesserung der Außenbeleuchtung
Einige der vorhandenen Mastleuchten müssen der neuen Stellplatz-Anordnung weichen. Da eine Ersatzteilversorgung für diese Leuchten nicht mehr sichergestellt werden kann, und um die Plätze besser auszuleuchten, werden sie durch asymmetrisch leuchtende Mastleuchten mit stromsparender LED-Technik ersetzt. Zusätzliche Helligkeit wird durch die neuen LED-Strahler erzeugt, die zur Hervorhebung der Bepflanzung und der Bäume eingesetzt werden. Eine bessere Ausleuchtung des Kirchhofes erhöht das Gefühl von Sicherheit und lädt zugleich zur abendlichen Nutzung der Plätze ein. 
Nicht zuletzt ist die Herrichtung einer Hoffest-Beleuchtung vorgesehen. Im Rahmen der Wege-Pflasterung wird ebenfalls die Zuleitung für eine zukünftige Beleuchtung des Turmportals    verlegt.