Modernisierung, Sanierung und Dachausbau eines gründerzeitlichen Stadthauses mit 18 Wohnungen
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2019
Wohnfläche vorher 2.350m²
Wohnfläche nachher 2.525m²
Projektleiter: Yanick Behrmann
Fotos: Sabine Vielmo
Sanierung eines Gründerzeithauses in Hamburg
Vor der Sanierung machte das ca. 1895 gebaute Stadthaus in Hamburg Harvestehude einen traurigen, Eindruck. Mit liebevoller Mühe und mit einem Bauherrn mit Gespür für Kultur und Qualität, entfaltete das Haus seine Geheimnisse und sein Potential. Unter schwierigen Bedingungen, einer sehr engen und bewohnten Baustelle, sind die Arbeiten mit viel Feingefühl und Geschick ausgeführt worden. Wir bedanken uns bei allen Ingenieuren und Handwerkern die an diesem Projekt mitgewirkt haben.
Das Haus befindet sich im Bereich der Städtebaulichen Erhaltungssatzung, ist jedoch nicht als Einzeldenkmal gelistet. Die Straßenfassade ist im Stil des Historismus mit typischem Fassadenstuck und orange/roten Ziegelsteinen errichtet, jedoch waren die Ziegelsteine über die Jahrzehnte mehrmals überstrichen worden.
Die Straßenfassade wurde aufwendig saniert, die Stuckelemente wurden durch einen Stuckateur in Kleinarbeit repariert, unvollständige wurden nachgeformt und ergänzt. Die Farbe auf den Ziegelsteinen wurde abgebeizt, danach wurden defekte Steine ausgetauscht und die Ziegelflächen komplett neu verfugt, sodass die ursprüngliche Gestaltung mit den orange/roten kleinformatigen Steinen mit Stuckelementen wiederhergestellt werden konnte.
Die vorderen Balkon wurden saniert und die Geländer erneuert.
Mit Präzisionsarbeit würde eine neue Stahl-Spindeltreppe in einen kleinen Lichtschacht eingepasst, die als zweiter Rettungsweg nicht nur für die neuen Penthouse Wohnungen, sondern auch für die rückseitigen Wohnungen in den Obergeschossen dient, die zuvor keinen zweiten Rettungsweg hatten. In dieser Weise konnte die Rückfassade auch seine ursprüngliche Eleganz erhalten und neue Balkone zur ruhigen Hofseite errichtet werden.
Während der Sanierungsarbeiten im Eingangsbereich, Treppenhaus und sogar in den Wohnungen selber sind nach und nach feine und aufwändige Malereien aus der Bauzeit entdeckt worden, die über die Jahre unter zahlreichen Übermalungen erhalten geblieben sind.
Vorhandene historische Fliesenbeläge wurden zu ihrer ursprünglichen Farbausstrahlung aufgearbeitet und wo nötig wiederhergestellt. Mit feinster Millimeterarbeit ist es gelungen einen sehr schlanken verglasten Aufzug im Treppenauge zu platzieren.
Wesentliche Teile der Installationen entsprachen nicht mehr dem heutigen Standard. Alle noch vorhandenen Bleileitungen wurden ersetzt. Alle Wohnungen wurden an das Glasfaser-Kabelnetz angeschlossen. Die Warmwasserbereitung wurde als zentrale Anlage ausgebildet und an die Fernwärmezentrale angeschlossen. Die Heizungsanlage wurde hydraulisch abgeglichen, sämtliche Thermostatventile entsprechend erneuert und alle Heizungsverteilungen im Keller wurden mit separaten Pumpen und Strangabsperrungen ausgestattet. Die Wärmeversorgung erfolgt umweltfreundlich über das Fernwärmenetz der Stadt Hamburg.
Weiterhin wurden energetische Verbesserungen an der Gebäudehülle durchgeführt. Durch diese konnte der Endenergieverbrauch um 66% gesenkt werden. Erzielt wurde dies durch Dämmung der Kellerdecke, Dämmung der Hoffassade mittels eines Wärmedämmverbundsystems mit 16cm Mineralwolldämmung und mineralischem Oberputz sowie Erneuerung der Fenster mit 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung. Die neuen Penthouse-Wohnungen entsprechen dem aktuellen energetischen Standard und minimieren die Wärmeverluste nach oben. Durch die ausgeführten Maßnahmen konnte sogar der Standard „Effizienzhaus Denkmal“ der KfW erreicht werden.